Glaumbær: Torfhof und Weltgeschichte
Ein Hof mit welthistorischer Bedeutung. Hier lebte eine der Entdeckerinnen Amerikas und mit ihrem dort geborenen Sohn der erste „Amerikaner“ in Europa.
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Blick aus dem Fenster des wundervoll eingerichteten Áskaffi im gelben Haus auf dem Museumsgelände: unbedingt einkehren!
Glaumbær ist wohl einer der schönsten Torfhöfe Islands und einer der besterhaltenen dazu. Einmalig auch seine Einrichtung: alles stammt noch aus dem 18. und 19. Jahrhundert. Bis in die 40er Jahre des vergangenen Jahrhunderts wurde der Hof bewirtschaftet, heute ist er ein spannendes Museum. Seine Konstruktion aus Holz, Torf und Grassoden ist für Island typisch. Der Torf sorgte für eine gute Wärmeisolation und die Grassoden auf dem Dach – im richtigen Winkel gebaut – boten mit ihrem verfilzten Wurzelwerk einen guten Regenschutz. Eine nachhaltige Bauweise, denn eine Renovierung war nur alle 50 Jahre nötig. Die mit importiertem Holz verkleideten Giebel deuten auf einen sehr wohlhabenden Hof hin. Hier lebten bis zu 22 Menschen, die alle in den 11 Betten der Baðstofa – der Wohn- und Schlafstube, in der vor allem im Winter auch gearbeitet wurde – schliefen.
Als wir hier an einem Märzsonntag ankamen, platzten wir in dem Café des Museums mitten in eine Lesung hinein. Wir wollten uns diskret zurückziehen, wurden aber von der Caféhaus-Mitarbeiterin mit dem Hinweis, dass es doch gleich auch Essen geben würde, freundlichst daran gehindert. Von dem eigentlich für die Leserunde vorbereiteten wirklich leckeren Buffet (alles hausgemacht!) durften wir uns als erste und einzige Gäste bedienen. So was gibt's wohl nur in Island.
Ein Museum mit welthistorischem Hintergrund
Die Geschichte des Hofes ist etwas Besonderes. Im 11. Jahrhundert lebten hier Þorfinnur Karlsefni und seine Frau Guðríður Þorbjarnardóttir – beide gehörten mit Leif Erikson zu den Entdeckern Amerikas. Guðríður gebar in Amerika einen Sohn. Dieser Sohn namens Snorri wurde so zum ersten in Amerika geborenen Europäer und als er starb, zum ersten in Europa gestorbenen „Amerikaner“. Was für eine Geschichte.
Im Áshús, dem gelben Haus auf dem Museumsgelände, war früher eine Mädchenschule untergebracht. Heute ist es ein wundervolles Café, das „Áskaffi“. Hier muss man in jedem Fall auch einkehren. Eingerichtet wie eine Wohnstube des 19. Jahrhunderts herrscht hier eine nostalgische Atmosphäre und man bekommt einen phantastischen Kuchen. Alles, was es hier zu essen gibt, ist hausgemacht! Das Museum liegt zwischen Varmahlíð und Sauðárkrökur, direkt an der Straße Nr. 75. Im Sommer ist hier alles rappelvoll. Besser ist es, in den Abendstunden oder gleich ganz außerhalb der Saison anzureisen, denn dann lässt sich die historische Atmosphäre viel besser genießen.
Daten & Fakten
Glaumbær
GPS:65° 36' 40" N
19° 30' 17.39" W
Entfernung:101 km von Akureyri
301 km von Reykjavík
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